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Rezession oder Stagnation – Wohin steuert die deutsche Industrie?

Während der Dienstleistungssektor auch im 3. Quartal 2019 weiterhin wächst und der als Frühindikator wichtige Einkaufsmanagerindex klar über der Wachstumsmarke von 50 liegt, schwächelt der verarbeitende Sektor nachhaltig. Die Industrieproduktion in Deutschland schrumpft nun schon seit mehr als einem Jahr. Beginnend mit Frühjahr 2018 geht es in jedem Quartal weiter bergab. Das 2. Quartal 2019 war das bisher Schlechteste mit 1,8 % minus. Es greift aber zu kurz, dies auf die spezifischen Probleme der Autoindustrie zu reduzieren. Der verarbeitende Sektor umfasst statistisch Industrie, Bau und Energieerzeugung. Droht daher der größten Volkswirtschaft der EU nun die Rezession?

Angelehnt an einen Filmtitel kann man die Kommentare der Analysten zur Wirtschaftsentwicklung mit wenigen Worten zusammenfassen: die fetten Jahre sind vorbei!

Die wahrscheinlich längste Aufschwungphase dauerte von 2010 bis Mitte 2018, von kleinen, kurzen Dellen 2012 und 2013 abgesehen. Die Turbulenzen der Schuldenkrise im Euroraum waren eher eine Herausforderung für Politik und Bankenwesen. Die klassischen Industrien und auch die Dienstleistungsbranchen profitierten vielmehr von günstigen Zinsen und konnten investieren, u.a. auch in massiven Arbeitsplatzaufbau. Doch seit mehr als einem Jahr mehren sich die dunklen Wolken und sie sind längst nicht mehr nur am Horizont. Die bange Frage ist nun, ob auch der Dienstleistungssektor kippt und eine echte Rezession ins Haus steht, bzw. Deutschland schon mittendrin steckt.

Industrie geht flächendeckend in die Knie

Zumindest bei der Industrie kann man im Hinblick auf den anhaltenden Abwärtstrend von einem Flächenbrand sprechen. 23 von 30 indizierten Sparten haben negative Vorzeichen und das schon seit mehreren Quartalen. Der Einkaufsmanagerindex für das deutsche verarbeitende Gewerbe liegt mit 43,2 Punkten auf dem tiefsten Niveau seit Mitte 2012, als es auch einen kurzen Einbruch beim Stellenaufbau gab. Er notiert damit sogar noch niedriger als der entsprechende Index für die gesamte Euro-Zone, der im Juli bei 46,4 Zählern lag.

Eher eine Stagnation auf hohem Niveau

Immerhin deutet sich für Deutschland eine Bodenbildung an. Auch sprechen andere Vorzeichen gegen die Bezeichnung des gegenwärtigen Zustands als eine Rezession. Experten der Banken und Wirtschaftsinstitute nennen die aktuelle Lage meist eine Stagnation. Nur wie lange werden sich die noch florierenden Dienstleistungen dem Abwärtstrend entziehen können? Das 3. Quartal 2019 gibt bisher keinen Anlass zur allgemein geäußerten Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft im 2. Halbjahr wieder an Schwung gewinnen kann. Der immer noch nicht vollzogene „Brexit“ sowie der weitere eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China, aber auch die Unsicherheit mit dem Iran und den dort befindlichen Lieferwegen von Rohöl bremsen massiv neue Investitionen. Außerdem trüben Zolle und Einführeinschränkungen längst nicht mehr nur die Stimmung, sondern schlagen sich in Form höherer Handelskosten direkt in den Büchern der deutschen Unternehmen wieder.

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Trotz der in den Medien gut sichtbar platzierten Abbauprogramme, vor allem von namhaften Konzernen der Industrie und des Bankensektors, oft verbunden mit Gewinnwarnungen, geht der weitere Stellenaufbau weiter. Allerdings mit angezogener Handbremse. Die Arbeitsmarktdaten für das 2. Quartal 2019 mussten schon statistisch aufgehübscht, oder mit sogenannten Sondereffekten erklärt werden. Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist weiterhin robust, was vor allem auf Dienstleistungen und High-Tech zurückzuführen ist. Das Handwerk würde insgesamt sogar gerne mehr Menschen beschäftigen, wenn Fachkräfte verfügbar wären. Auch Ausbildungsplätze können ebenso dieses Jahr zehntausendfach zum neuen Lehrjahr 2019/20 nicht besetzt werden. Seit dem Ende der letzten Kurzarbeitsphase Anfang 2010 steigen die Beschäftigungszahlen zumindest im Jahresmittel ununterbrochen. Mittlerweile ist auch der deutsche Arbeitsmarkt nicht mehr unverwundbar, was sich auch im Inlandskonsum negativ niederschlägt.

Könnte ein staatliches Konjunkturprogramm helfen?

Davon raten Experten quer durch die Institute sowie Wirtschaftsanalysten der Banken durchweg ab. Zum einen gäbe es auch jetzt das Instrument der Kurzarbeit, welches vor 10 Jahren maßgeblich eine Massenarbeitslosigkeit verhindern konnte. Zum anderen stehen ohnehin große Infrastrukturprojekte der öffentlichen Hand an. Man denke an Straßen, Schienenwege, Internetbreitbandausbau und Stromtrassen quer durchs Land. Davon profitieren nicht nur die Unternehmen im unmittelbaren Hauptbaugewerbe, sondern die Zulieferer von Stahl, Fiberglas, etc. Unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung hat sich hier über Jahrzehnte ein Investitionsstau entwickelt, der auch die Zukunftsfähigkeit des Standortes Deutschland massiv in Frage stellt. Nicht nur unter Klimaschutzaspekten. Dieses Thema könnte man aber im Sinne einer Versöhnung von Ökologie mit sinnvoller Ökonomie verbinden. Die Arbeit geht also langfristig nicht aus, nur sind Verwerfungen und kurzfristige Schocks bei den beiden „Lokomotiven“ Automotive und Maschinenbau nicht mehr ausgeschlossen.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de