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Mensch oder Maschine? Wirtschaft im Wandel der Digitalisierung

Der Fortschritt bei der Entwicklung von neuartiger Robotik in Verbindung mit künstlicher Intelligenz macht in diesen Jahren große Fortschritte. Keine Fachmesse kommt ohne Präsentationen diverser Helferleins im Haushalt und Pflege aus. Selbst Spielgefährten aus Plastik für Kinder sind mittlerweile auf dem Markt. Was zur Jahrtausendwende noch Science-Fiction war, kommt langsam aber sicher in den Bereich des kommerziell Nutzbaren. Natürlich hat auch die klassische Industrie großes Interesse daran, mittels „digitaler Arbeiter“ einerseits den Realität gewordenen Fachkräftemangel abzufedern, andererseits aber langfristig Geld zu sparen. Dies vor allem im Hinblick auf die relativ hohen Arbeitskosten in den Industrieländern. Werden also zahlreiche gegenwärtige Berufe mit der Zeit durch denkende Maschinen ersetzt? Und wie verändert dies die Gesellschaft?

 

Eine Expertenrunde diskutierte Mitte Januar 2018 zu diesem Thema in Berlin. Mit dabei der neue Chef des Münchener ifo-Instituts Clemens Fuest. Der VWL-Professor geht generell nicht davon aus, dass eine große Anzahl derzeitiger Arbeitsplätze auf Sicht ersetzt werden können. Dabei verwies er auf die zahlreichen Wandlungsphasen menschlichen Wirtschaftens in der Vergangenheit. Bereits vor 200 Jahren, nach Erfindung der Dampfmaschine gab es Befürchtungen, dass die damals üblichen bäuerlichen und handwerklichen Berufe alsbald aussterben würden. Das Gegenteil war aber der Fall: durch die Industrialisierung, welche bereits vier Phasen hinter sich hat, wurde ein gigantischer, in der Menschheitsgeschichte nie gekannter Wohlstandsaufbau generiert. Gleichwohl es auch Schatten bei viel Licht gibt.

 

Das gegenwärtige Problem scheint eher, dass viele Akteure mitreden möchten, ohne Ahnung von der Materie zu haben. So warnt der Diskussionsteilnehmer Mr. Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) zu falschem Umgang mit dem Thema künstliche Intelligenz. Man müsse unbedingt den Wandel sowohl gesellschafts-, als auch sozialpolitisch begleiten. Anders als der Münchener Kollege vermutet Mir. Snower, dass schon sehr bald autark agierende Maschinen die einfachen bis mittelschweren Tätigkeiten in der Produktion weitgehend von Menschen übernehmen könnten. Dies könne zu Verwerfungen in den westlichen Gesellschaften, aber auch in den großen Schwellenländern führen, deren politische Folgen unabsehbar seien.

 

Dem pflichtet der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) mit Sitz in Essen, Christoph Schmidt, bei. Nicht nur der Einzelne, sondern Staat im Sinne der politischen Führung müsse den Mut aufbringen, frühzeitig die Menschen auf diese einschneidenden Veränderungen vorzubereiten. Höhere Armutsrisiken für breite Schichten sieht auch er nicht, allerdings wird sich das, was wir momentan unter dem Erwerbsleben verstehen, grundlegend ändern. Dies wäre zwar nicht das erste Mal in der langen Geschichte der Industrialisierung, für die meisten heute lebenden und arbeitenden Generationen wird sich das alltägliche Leben in vielerlei Hinsicht nachhaltig verändern. Dies könne subjektive Ängste auslösen, was auch für politische Prozesse in der Folge schwer beherrschbar sein könnte. Unabhängig davon, ob faktisch die Vor- oder Nachteile überwiegen, muss man die Gesellschaft insgesamt abholen und mitnehmen.

 

Die Moderatorin Frau Weidenfeld brachte mit einer Frage das Thema auf den wesentlichen Punkt: „Wir ‚[Deutschen]´ haben auf der einen Seite den Anspruch, ein Land zu sein, das seine Spitzenposition verteidigen will, das dynamisch und investitionsfreudig sein und bleiben will. Auf der anderen Seite haben wir eine immer älter werdende Erwerbsbevölkerung, die Bedenken hat. Wie kriegt man das zusammen?“

 

Der Volkswirt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW), pflichtete dabei seinem Vorredner bei. Zudem ist es aber für die Wirtschaft, vor allem für den produzierenden Zweig, notwendig, gewisse Risiken einzugehen. Innovation fände nur statt, wenn man Risiken einginge.

Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) Reint Gropp findet derweil mahnende Worte. Er ist der Ansicht, dass der technologische Wandel letztlich all jene begünstige, die Werte wie Freiheit und Kreativität schätzten. Das sind vor allem Erwerbstätige, die nach ein paar Jahren Jahren in ihrem Job gelangweilt sind. Diese Gruppe stellt aber bei weitem nicht die Mehrheit der Bevölkerung dar. Somit sieht auch er Probleme auf die Gesellschaft en gros zukommen.

 

Der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Achim Wambach sieht die mittelfristige Lage zwar wie Prof. Fuest vom ifo-Institut, als dass es zu keinem flächendeckenden Arbeitsplatzabbau kommen werde. Vielmehr argumentiert er mit validen Zahlen, die belegen, dass der faktische Trend zur Robotisierung und Computerisierung einen mindestens neutralen Arbeitsplatz-Effekt haben wird. Diese Entwicklungen würden keine Jobs verdrängen, sondern unterstützen Berufsbranchen sogar noch positiv. Als Beispiel nennt er die Automobilindustrie. Durch die Digitalisierung ist es möglich, innovative neue Produkte auch produktiv zu realistischen Marktpreisen zu realisieren, was vor kurzem noch undenkbar gewesen wäre. Gleichwohl wird der ein oder andere Beruf sicherlich verschwinden. Das eine schlösse das andere nicht aus. Aber eben nicht flächendeckend im großen Stil.

 

Alle Teilnehmer der Diskussion warnen vor diffusen Ängsten, mahnen aber zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte darüber, zumal alle wesentlichen Akteure involviert sind. Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, aber auch kirchliche Träger, der große Bereich des Sozial- wie auch des Bildungswesens. Auch gesundheitliche Aspekte sollte man nicht aus den Augen verlieren. Australische Forscher aus den Bereichen Neurologie, Psychiatrie und Psychologie mahnen derweil, dass man die Folgen für die Menschen nicht nur monetär sehen sollte. Man hat nach einer zehnjährigen Evaluierungsphase seit 2008 festgestellt, dass die Digitalisierung, welche 2,4 Mrd. australische Dollar bislang gekostet hat, auch Kehrseiten hat. Die intensive Nutzung von Notebooks, Tablets und Smartphones im Unterricht und darüber hinaus hat zu derart hohen Leistungseinbrüchen bei zahlreichen Schülern geführt, dass man bereits 2016 eine teilweise Kehrtwende eingeleitet hat.

 

Einstweiliges Fazit ist, dass man diese Entwicklung nicht euphorisch verklären darf, aber auch keine diffusen Zukunftsängste heraufbeschwören darf. Eine breit angelegte sachliche Debatte zur Zukunft der Arbeitswelt sollte aber bald einsetzen, denn die Innovation schläft nicht und die damit verbundenen Entwicklungen sind weitgehend eigendynamisch und damit nicht umkehrbar.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de