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Mehr Frauen in technische Berufe – die Lösung gegen Fachkräftemangel?

Vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften gibt es einige Initiativen die versuchen, Mädchen und junge Frauen für naturwissenschaftliche Fächer zu begeistern, damit mehr von Ihnen letztendlich ein Studium der Elektrotechnik, Maschinenbau, etc. in Erwägung ziehen.

Ich stimme durchaus zu, dass eine frühe Intervention nötig ist, damit Mädchen in der Schule Ihre Leidenschaft für Naturwissenschaftliche Fächer entdecken, oder wenigstens nicht verlieren oder abtrainiert bekommen, und sie zu ermutigen, eine Ingenieursstudium zu beginnen. Allerdings muss ich sagen, dass es damit längst nicht getan ist.

Inzwischen sind 20% der Informatik Erstsemester weiblich. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei unter 15%. Der Trend geht also doch nach oben. Allerdings ist das der Anteil bei den Erstsemestern. Wie viele dieser Rekordzahl an jungen Frauen letztendlich das Diplom machen, wissen wir noch nicht. Im Augenblick liegt der Anteil an Frauen bei den Absolventen bei 15%.

In den deutschen Entwicklungsabteilungen, und insbesondere wenn man etwas höher in der Unternehmenshierarchie nachsieht, sieht es allerdings düster aus. Von den 15% wie bei den Absolventen sind wir da weit entfernt. Irgendwie gehen der Wirtschaft also weibliche Fachkräfte verloren. Woran liegt das?

Zunächst einmal braucht es ja durchaus Mut, sich in diese männerdominierte Domäne zu wagen, schon im Studium. Bei kleinen Universitäten ist man schnell mal die einzige Frau in der Vorlesung. Zunächst klingt das nur wie eine niedrige Nummer. Praktisch heißt das aber: „ein Leben auf dem Präsentierteller“.

An meiner kleinen Hochschule damals kannte jeder meinen Namen, teilweise das Geburtsdatum, und es war schlicht nicht möglich einmal wo aufzutauchen (oder in einer Vorlesung zu fehlen), ohne dass es jeder sofort merkte. Das nervt und ist anstrengend, da man ständig unterbewusst das Gefühl hat, beobachtet zu werden.

Im Berufsleben ändert sich das nicht wirklich. Zum „bunter Vogel“ sein kommt hier dann noch das hinzu, was man unschön als „Quotenfrau“ bezeichnen kann: der meist subtile aber manchmal auch offen ausgesprochene Gedanke, dass man für eine Position/Arbeitsgruppe etc. nur ausgewählt wurde, damit der Frauenanteil nicht ganz auf null sinkt.

Da gab es die Elektrotechnik Studentin, die von einem Fernsehmoderator während einer Demonstration gefragt wurde, ob das Muffin, das zur Zierde die Kerze im Aufbau hielt, Ihr Beitrag zu der Konstruktion war. Das dieser Kommentar nicht gut ankam und vermutlich weibliche Zuschauer wenig dazu animiert hat, auch in ein technisches Fach einzusteigen, brauche ich nicht zu erwähnen.

Generell gibt es dieses leidige Problem mit dem Respekt der Person als Frau. Aus irgendeinem Grund sind viele noch der Meinung daß, wenn ich als angeblich so gefragte (wenn man den Werbebotschaften derer glaubt, die die Werbekampagnen für Frauen in technischen Berufen schreiben) Informatikerin in eine IT-Abteilung komme solle ich das Frau-sein doch bitte draußen vor der Türe lassen, und gefälligst über anzügliche Witze und rüpelhaftes Benehmen genauso lachen als wäre ich einer der Jungs, und mich bei endlosen Gesprächen über das letzte Bundesligaspiel nicht langweilen. Von den Machtspielen und endlosen Kampf um Anerkennung der eigenen Fähigkeiten mal ganz zu schweigen. Teilweise muss man jeden neuen Geschäfts- und Gesprächspartner von neuem überzeugen dass man durchaus etwas versteht von dem wovon man redet und nicht die Sekretärin ist, die Nachrichten weitergibt. Da passt die (verbotene) Frage nach der eigenen Familienplanung, die mir im Vorstellungsgespräch mit dem Zusatz gestellt wurde, ich möge ihm doch nicht böse sein, voll ins Bild.

Können wir Frauen in dieser Machowelt mitspielen? Klar, spätestens wenn man mit dem Diplom fertig ist, hat man mit dem Schaulaufen jahrelange Übung. Zu diesem Zeitpunkt sieht man es vielleicht auch als Herausforderung. Irgendwann ist es aber einfach nur noch anstrengend.

Subtiler, oft unterbewusster, Sexismus ist ein großes Problem, und er ist dabei schlimmer als der offensichtliche, da man auf Ihn nicht einfach mit einem verbalen Tritt in den Hintern antworten kann. Ich bin Frau. Ich bin Informatikerin. Das bedingt keinesfalls Abstriche beim einem oder anderem. Es ist durchaus möglich im hübschen Spitzenkleid mit Pumps und vollem Make-up geniale Software zu entwerfen.

Ein Aufzeigen und Öffnen der Möglichkeiten für junge Mädchen ist sicher wichtig, im Endeffekt ist es nicht dass, was nötig ist um den Bereich auch attraktiv zu machen. Viele Frauen, die diesen Schritt gegangen sind werden mir zustimmen: Sie wollen nicht gefördert werden. Sie wollen einfach die gleichen Chancen haben, ohne dabei schief angeschaut, oder ständig wie ein bunter Hund bestaunt zu werden.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de