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Das Phänomen der sogenannten Bullshit-Jobs

Der ehemalige Professor an der renommierten amerikanischen Eliteuniversität, David Graeber untersuchte für sein neues Buch „Bullshit Jobs“ die Veränderungen der Berufsbilder seit den 1950er Jahren und gibt einen Blick in die Zukunft.

Ansatzpunkt war die Feststellung, dass es trotz der allerorten diskutierten Digitalisierung und Automatisierung, gepaart mit künstlicher Intelligenz, noch so viele Vollzeitstellen gibt und die Tendenz steigend ist. Auch in diesem Blog beschrieben wir schon des Öfteren diese Veränderungen der Arbeitswelt und haben stets optimistisch in die Zukunft geblickt, was das künftige Stellenangebot vor allem in den Industrienationen betrifft. Hier ist auch nichts grundsätzlich zu korrigieren, der weitere Stellenaufbau auch in nächster Zeit gilt als gesetzt.

Der Autor fasst vielmehr einen interessanten Aspekt dabei an und nennt das analysierte Phänomen „Bullshit Jobs“. Was sehr derb klingt, bezieht sich auf den Umstand, dass viele der aktuellen, aber auch jene noch in der Entstehung befindlichen Posten zum Teil oder sogar gänzlich nutzlos sind, wenn man den damit verbundenen Wertschöpfungsprozess zu Grunde legt. In seiner Studie berücksichtigt Prof. Graeber auch die Selbsteinschätzungen befragter Arbeitnehmer.

So ein „Bullshit-Job“ ist meistens weder schlecht bezahlt oder ohne Status, noch empfinden die Stelleninhaber diesen als generell unangenehm. Meist sind diese Jobs im Büroumfeld entstanden. Dies ist auch logisch, denn in den vergangenen sieben Jahrzehnten haben die teils tiefgreifenden Veränderungen in der Fertigung vor allem Industriearbeiterjobs gekostet, insgesamt sind die entsprechenden Berufsbilder um die Hälfte geschrumpft. Auf Grund des langen Zeithorizonts kam es in fast allen Fällen nicht zur Massenarbeitslosigkeit in bestimmten Segmenten, der Übergang ging schleichend.

Der Bereich der tatsächlich erbrachten Dienstleistungen – Friseure, Kellner – war in diesem Zeitraum fast gar nicht betroffen. Seit den 1930er Jahren hat sich der Anteil an der gesamten Arbeitswelt immer um die 20 % bewegt.

Prof. Graeber bestreitet nicht die Behauptung, dass auch im Büroumfeld zahlreiche Berufe schlichtweg überflüssig geworden sind bzw. in Bälde werden. Allerdings führt er an, dass auch neu geschaffene Berufe zumindest teilweise überflüssig sind. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage nach der Existenzberechtigung einer Position innerhalb einer Unternehmensstruktur. Der Arbeitnehmer fragt sich: „Was wäre, wenn meine Position nicht besetzt wäre? Würde mein Arbeitgeber dadurch Nachteile erleiden müssen“?

In den vergangenen 80 Jahren hat sich die Zahl der Bürojobs in den entwickelten Volkswirtschaften nahezu verdreifacht. Vielfach sind wichtige Stellen in unternehmensnahen Dienstleistungen, in der IT, dem Telekommunikationsbereich oder auch im Entwicklungssektor entstanden. Unabhängig davon existieren viele Arbeitsplätze aber aus – wie der Autor provokant schreibt – Bequemlichkeit der Gesellschaft wie auch der Politik. Denn wenn sich politische Akteure aller Lager einig sind, dann im Erhalt bzw. der Schaffung von Arbeitsplätzen. Schon wegen des inneren Friedens willen und weil unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung auf dem Gelderwerb möglichst aller erwachsenen Bürger fußt, zumal diese auch Konsumenten sind. Also finanzielle Mittel zur Ankurbelung der Binnenkonjunktur (Miete, Handel, Reisen, Autos, etc.) benötigen.

Dieses Modell wird auch nicht grundsätzlich in Frage gestellt, schließlich würde dies einen radikalen Systemwechsel mit sich bringen. Der Autor verortet den sogenannten „Over-Head“ in den Belegschaften vor allem in großen Unternehmen bzw. Konzernen. Zahlreiche Stabsmitarbeiter ohne operative Verantwortlichkeiten sprachen mit Prof. Graeber über ihre Jobs. Dabei waren Konzernanwälte, PR-Spezialisten, Telemarketing-Manager, Lobbyisten und generell viele Manager der dritten und vierten Ebene. Selbstkritisch gaben viele Arbeitnehmer an, dass ihr Posten zumindest teilweise überflüssig ist.

Ohne sozialistischen Modellen das Wort zu reden, zumal auch diese Ideologie Vollbeschäftigung als Staatsziel ausgibt, plädiert Graeber als Quintessenz für das sogenannte bedingungslose Grundeinkommen (BGE). Dadurch könnten nach einer ehrlichen Gesamtanalyse die Zahl der sog. „Bullshit-Jobs“ deutlich reduziert werden, vor allem jene in den Jobcentern, deren Aufgabe es alleinig ist zu kontrollieren, ob sich die Arbeitslosen auch ausreichend um neue Jobs bemühen. Hier hat Graeber übrigens mit den größten Frust über den eigenen Job feststellen können.

David Rolfe Graeber ist Anthropologe und Publizist. Er lehrt an der London School of Economics and Political Science. Sein Buch „Bullshit-Jobs – Vom wahren Sinn der Arbeit” ist 2018 im Klett-Cotta Verlag erschienen.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de