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Analysetools zum Scoring der Mitarbeiter immer verbreiteter. Chancen und Risiken

Derzeit diskutiert sowohl die Netzwelt, als auch die große Politik über Datenweitergaben an ein englisches Unternehmen, mit denen womöglich u.a. die Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 beeinflusst worden seien. Dabei geht etwas unter, dass die digitale Datenanalyse auch in anderen Bereichen im Kommen ist. So etwa bei der Bewertung von Mitarbeitern durch ihren Arbeitgeber. Längst wurden Algorithmen erstellt, mit denen sich die Wichtigkeit, Vernetzung und damit letztlich die Notwendigkeit der Beschäftigung ermitteln lassen. Jeder Angestellte an einem vernetzten Büroarbeitsplatz hinterlässt laufend wesentlich sensiblere Datenspuren, als dies bei Facebookprofilen möglich ist.

 

Dreh- und Angelpunkt ist die Nutzung digitaler Geräte und Tools. Das heißt meistens E-Mails, Telefon (VoIP), unternehmensinterne digitale Boards oder Chatgruppen. Je nachdem, wie sich das Nutzungsverhalten im Einzelfall analytisch darstellt, kann man daraus sehr viel ablesen. Ein Beschäftigter, der hausintern nur sehr kurze Telefonate mit Kollegen führt, diese dann im Anschluss wiederum sehr lange mit internen oder externen Ansprechpartnern telefonieren, kann als besonders wichtig angesehen werden. Gewissermaßen delegiert ein „Häuptling“ an „Indianer“ kurze Arbeitsanweisungen. Zudem kann analysiert werden, wer diese anderen telefonischen Gesprächspartner sind. Findet regelmäßiger Austausch mündlich oder per E-Mail mit der Chefetage statt, handelt es sich wohl um einen strategisch wichtigen oder für wichtig eingestuften Mitarbeiter. Zu diesen Erkenntnissen gelangt man auch, wenn die Datenherkunft völlig anonymisiert gespeichert wird. Somit ergeben sich Machtstrukturen längst nicht mehr als den bekannten Organigrammen, sondern werden durch solche Analysen gefüttert. Vielmehr wird mittels dieser neuen Methode ersichtlich, wer tatsächlich Einfluss hat. Sei es durch besondere Kompetenzen oder weil er ein unternehmensinterner sogenannter Influencer ist. Ein anderes Beispiel ist die Analyse, wer wie lange und in welcher Reihenfolge an gemeinsam genutzten Dokumenten auf Servern oder innerhalb einer Datenbank/Intranet arbeitet. Die Softwareschmiede Microsoft hat in ihr Anwendungssystem „Office 365“ ein Tool implementiert, welches die verschiedenen Wege (Onlinedienste und Bürosoftware) und die Bearbeitungshistorien protokollieren und auslesen kann. Dies betrifft auch die Beziehungsdaten der verschiedenen Nutzer, sprich Kollegen in einem Unternehmen.

 

Vieles an dieser Technik befindet sich noch im Anfangsstadium. Es ist aber nicht nur nicht auszuschließen, sondern sogar sehr wahrscheinlich, dass eines nicht fernen Tages solche Tools darüber mitentscheiden, wer im Unternehmen Karriere macht und wer gehen muss. Freilich ist momentan vor allem innerhalb der EU der Datenschutz noch eine hohe Hürde, damit diese Daten nicht personenbezogen genutzt werden können. Leaks allenthalben, z.B. im Hinblick auf den erwähnten Facebook-Skandal sollten einen aber nicht in allzu große Sicherheit wiegen. Auch ist nicht entscheidend, ob mit diesen Daten direkt Geld verdient wird und wenn ja, wie teuer dies ist. Denn sowohl Personalverantwortliche, als auch Unternehmensberater haben naturgemäß größtes Interesse an solchen Daten. Schließlich lässt sich so die Belegschaft nach faktischer Wertigkeit klassifizieren. Dies war bisher nur auf sehr umständlichen Wegen möglich, man denke an die REFA-Studie.

 

Das Rad ließe sich zudem weiter drehen, als dass man auch Mitarbeiter, die „innerlich gekündigt“ haben, identifizieren könnte. Wer sich im Intranet spürbar zurückzieht, sich nicht mehr oder wesentlich seltener darüber zu gemeinsamen Kaffeepausen verabredet, seine E-Mails nicht mehr so intensiv beantwortet wie bisher, sondern nur noch die notwendige Kommunikation aufrechterhält, könnte so aktiv von sensiblen Themen abgeschirmt werden. Rein als Sicherheitsmaßnahme. Auf diese Weise kann man Kategorien an bestimmten Verhaltensmustern erstellen und rastern, was dann über Wohl und Wehe eines jeden einzelnen Mitarbeiters entscheiden könnte. Klingt nach Science-Fiction? Mag sein, ist aber technisch bereits möglich. Die Frage ist, ob hier ethische und/oder gesetzliche Grenzen gezogen werden und wie diese zu kontrollieren sind. Bisher hatten Betriebsräte die Hand auf solchen Daten. Dennoch ist davon auszugehen, dass es hier in naher Zukunft zu handfesten Konflikten kommen wird. Bislang hat der öffentliche Diskurs dieses spezifische Thema nicht auf dem Schirm.

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Herr Daniel Stock d.stock(@)top-jobs-europe.de